Weihnachten – Was ändert sich?
Also gut. Wir haben nun die Super – Wetten-Dass-Sendung gegen den November – Blues überstanden. Also diese aus den TV-Katakomben wieder hervorgekramte Show, über die das ZDF einfach den Nostalgieschleier über die Lahmarschigkeit deutscher Fernsehunterhaltung legen und die Presse für sich gewinnen konnte. Wäre uns wenigstens die alljährliche Weihnachtsschlagershow – ich nenn jetzt mal keine Namen – erspart geblieben, es wäre echte Veränderung gewesen. Aber nix da. Während ich mir bewusst mache, dass das Leben eben nicht ist wie um 20.15 Uhr, lass ich die Kiste aus oder streame munter drauf los. Es gibt sie ja. Die Alternativen.
Eben solche sehnt man sich oft herbei, wenn auf Firmenfeiern, Familienzusammenkünften oder eben wer weiß was für vorweihnachtlichen Treffen so dieses und jeness zum Besten gegeben wird. Das wird dann vorgeführt, vorgespielt, vorgesungen, und ja: Auch das gehört dazu. Aber wir wäre es mal mit einer lustigen Weihnachtsgeschichte mit Ecken und Kanten? Eine lustige Weihnachtsgeschichte, bei der wir zuerst lachen aber dann auch merken: Da ist was dran? Eben eine Geschichte,, bei der Papa schon mal in die Kirche vorfährt, um gute Plätze für die Familie besetzt zu halten, oder eine Weihnachtsgeschichte, bei der eben alles perfekt sein soll und der Weihnachtsmann schließlich doch im Gartenteich landet? Im echten Leben streben wir nach Perfektion, nach heiler Welt, wir schenken, werden beschenkt, wir zelebrieren und organisieren, wir sichten und wir dichten. Am Ende braucht es aber auch mal Auflockerung. In und wohnt auch der Wunsch inne, mal nicht alles so perfekt zu sehen. Mal auszubrechen und sich auch mal wiederzufinden in Geschichten, die eben nicht so perfekt sind. Und genau diese Geschichten halten wie unserer Rubrik „Weihnachtsgeschichten“ bereit. Und ich darf versichern: Sie macht deshalb schon beim Vorlesen Spaß, weil die Zuhörer bereits während des Vortrags aus dem Lachen nicht herauskommen. Es ist eben anders, als das Gewohnte. Es hat Ecken, es hat Kanten, es hat aber auch so etwas wir einen Spiegel, der uns zeigt: Genauso ist es, wenn wir ehrlich sind.
Was wir ausgespart haben, ist allerdings – um auch dieses leidige Thema noch einmal zu erwähnen – das Corona – Geschehen. Warum? Nun, Humor ist sicher ein probates Mittel, sich durch schwere Zeiten zu manövrieren. Allerdings findet ein Thema als Inhalt für eine unterhaltsame Geschichte da seine Grenzen, wo auf den Intensivstationen Menschen sterben. Wo am Krankenbett tapfer helfende Menschen stehen, die zur völligen Erschöpfung unter einem gewissen Maß an Selbstausbeutung ausharren, um Leben zu retten. Wo Menschen schon lange keinen Gedanken mehr an Urlaub verschwenden, während andere ihre Kreuzfahrt buchen, um „…mal wieder rauszukommen… . “ In unserer Momentaufnahme „Homeoffice – Du machst Dir kein Bild“ haben wir diesen Aspekt bereits beleuchtet. Da gibt es Menschen, die in vor ihrem großzügig umbauten Wohnraum inmitten ihres ebenso großzügigen Garten stehen, die Leidensmiene auflegen und von ihrer nächsten Reise als „Notlösung“ sprechen, als wären sie gerade abgebrannt und müssten in einen Container ziehen. Dies einer Pflegefachkraft zu vermitteln, die seit 1 ½ Jahren Tag ein Tag aus Wechselschichten unter schwersten Bedingungen, mit schwersten menschlichen Schicksalen leistet und dann abends zurück fährt in ihre Zweizimmerwohnung muss zynisch wirken. Denn diese Menschen haben sicher noch keine Zeit gefunden, auch nur einen Gedanken an so etwas wie Urlaub zu verschwenden.
Gründe genug als, dieses Thema nicht in die Rubrik „Lustige Weihnachtsgeschichten“ aufzunehmen, denn da gehört es definitiv nicht hin.
Freuen wir uns nun also auf die Weihnachtsfeiertage, die hoffentlich ebenso friedlich wie gesund verlaufen mögen. Auf möglichst eine deutliche Reduktion der Infektionszahlen, auf den „kleinen Lord“, auf all das, was Weihnachten ausmacht, auch wenn wir in diesem Land insgesamt, so scheint es, in Sachen Corona nicht viel dazu gelernt haben, sonst wäre die Situation in diesem Jahr besser als in diesem Jahr. Und das ist garantiert nicht lustig. Auch in dieser Zeit wäre es also schön, wenn sich im Gesellschaftlichen Bewusstsein etwas ändert. Frohe Weihnachten!