Was sind eigentlich „Bumerang-Kids“?
„Bumerang-Kids“ – Schon mal gehört?
Doch von vorn: Auch wenn das Alt werden angeblich nichts für Feiglinge sein soll muss es für ein lustiges Theaterstück doch erlaubt sein, das Ganze mit einem Augenzwinkern zu beginnen. – Und mit einem Lachen zu beenden! Denn auch in der Realität ist nicht jeder Fall gleich. Also haben wir uns überlegt, eine ältere Dame im – sagen wir – besten Alter in den Focus zu stellen und den gewohnten Szenarien einmal abzuschwören, aber dazu später. Denn als ich eines Morgens die Tageszeitung aufschlug, blieb ich an einem Artikel hängen, in dem es nicht etwa darum ging, dass Kinder ihre Eltern bei sich aufnehmen. Vielmehr wurde das Phänomen von Kindern (gern auch Studenten) beschrieben, die wieder bei ihren Eltern einziehen. Ja, das gibt`s, und nein, das ist nicht selten!
Und dann wurde beschrieben, wie das plötzlich so ist, wenn Eltern ja eigentlich schon das leere Nest wieder für sich hatten und vielleicht auch schon eigene Routinen entwickelt haben. – Ihre Zeit also auch bereits anders einplanen konnten.
So, mit entsprechend geweckter Neugierde las ich also weiter und weiter. Absprachen und Kompromisse werden nötig, ist klar. Dann geht es um offene Gespräche, die beim Zusammenleben ja so helfen, auch klar. Dann kommt natürlich dieser Klugscheißer – Aspekt bei den Kollegen, dass ja Kinder, die nicht zu Hause ausziehen, als unselbstständig gelten, bla, bla, bla.
Mit der These, dass der „Wieder-Einzug“ aber durchaus zu Spannungen führen kann, war ich endlich da, wo ich wohl insgeheim auch hinwollte. In meinem Kopf – Kino. Spannungen? Nun, nicht so richtig spannend dürfte es sein, darüber zu streiten, wessen Rucksack es nicht weiter als bis mitten in die Küche geschafft hat, wieso diese runden bunten Dinger fehlen, die man mit Milch aufgießt, und die zu einer ausgewogenen Ernährung ebenso zum Frühstück gehören, wie der Döner zum Fernsehprogramm ab 22 Uhr.
In unserem Fall – und jetzt komme ich zu der eingangs angesprochenen älteren Dame im besten Alter – hat die alleinstehende Colette eben genau diese eigenen Routinen entwickelt und sie plant auch ihre Zeit längst anders ein, seit ihre Tochter Isabell ausgezogen ist. Genau genommen ist der über ihr wohnende, verheiratete Nachbar Gaspard, mit dem sie eine Liebesbeziehung unterhält, fester Bestandteil ihrer freien Zeit. So probiert sie, auch Dank ihrer experimentierfreudigen Freundin Luise so einige berauschende Substanzen aus und ist schließlich irgendwann sogar stolze Besitzerin einer altersgerechten Badewanne. – Mit Unterwasserbeleuchtung und Sprudeldüsen, weil man das einfach braucht.
Als sie es eines Tages mit ihrem Rückenleiden wohl etwas übertreibt hat Isabell schließlich die Idee, bei Colette einzuziehen, vorübergehend zwar, aber durchaus mit einem Fahrplan, bei dem eine Bekanntschaft aus dem Internet für gemeinsame Unternehmungen dazu gehören sollte. Denn Rückenbeschwerden, das weiß man heute, haben zu einem großen Teil ja auch psychische Ursachen, und bei einer vereinsamenden Mutter gibt es Handlungsbedarf.
Allerdings überlegt sich auch Colette zusammen mit Luise eine Internetbekanntschaft, den jungen Sportlehrer Antoine, für Isabell, und natürlich kommt es dabei dann zu den Verwechslungen, die zu einer turbulenten Komödie einfach dazu gehören. Als Gaspards Frau ihm auf die Schliche kommt und auch noch bei Colette aufkreuzt, wird es dann noch einmal richtig turbulent. Da macht dann die eingangs bemühte Floskel Alt werden sei nichts für Feiglinge auch wieder Sinn.
Das Ganze Szenario hat uns so überzeugt, dass wir die bereits bis dahin begonnene Komödien – Idee (der erste Akt war so gut wie fertig) wieder verworfen haben.
Und es hat nicht lange gedauert, da sprudelte der erste und dann der zweite Akt dieser neuen Komödie aus mir heraus. Und dass der dramaturgisch bereits fertige Entwurf schon bis September zu Papier gebracht werden konnte, spricht dafür, dass diese Konstellation genug Stoff für eine fetzige Komödie liefert. Einen Titel habe ich auch schon: „Schaumuss für Zwei.“ Ich glaube, ich hab jetzt Lust auf was Süßes.