Was ist hier los? – Ihr macht euch kein Bild!
Sicher, es ist Sommer, die Zeit von Mai bis August sind für die Theater ohnehin nicht gerade geeignet für Hotspots von Zuschaueransammlungen in den Theatern, aber dennoch ist das gerade für Theaterschaffende ein Gefühl von „Kollateralschaden nach dem Lockdown“. Die Reaktionen sind unterschiedlich, aber eben nicht sehr unterschiedlich. Während mich heute ein Newsletter des Theaters in Wahlstedt (Schleswig-Holstein) erreicht, das sich notgedrungen dazu entschieden hat, die Theatervorstellungen erst ab Herbst/Winter 2021/2022 wieder aufzunehmen, überlegen andere Bühnen, ob und wie Theatervorstellungen in diesen Zeiten vielleicht doch noch möglich sind, und falls ja, ob und wie das auch wirtschaftlich verantwortbar umgesetzt werden kann. Die Abstände von 1,5 Metern zwischen den Zuschauern führen zu einer geringeren Zuschauerzahl und damit auch zu geringeren Einnahmen. Der Vorteil bei den Amateurtheaterbühnen ist dabei noch, dass das große Engagement der Ehrenamtlichen, oder besser: das hauptsächlich mit ehrenamtlich Tätigen mögliche Theaterwirken nicht zu erdrückenden Personalkosten führt.
Nicht nur, aber auch unter diesem Eindruck habe ich meiner aktuellen Komödienproduktion eine Pause gegönnt und mich des Themas pandemiesicher möglicher Theaterinszenierungen angenommen. Das Homeoffice scheint in dieser Krise ohnehin zum heimlichen Shootingstar zu avancieren, und das gilt auch für mich. Aber was ist das Homeoffice denn nun? Fluch? Segen? Oder Beides? In den Nachrichten sieht man Mütter mit perfektem Styling in ihrem Garten, so als würden sie immer so dasitzen und beklagen sich über die anstrengenden Kinder und dass das so nicht mehr lange weiter gehen kann. Vokabeln wie Stress, Erschöpfung, Zumutung, fehlende Erholungs- und Regenerationszeiten werden zum Pflichtreportoir, und ich frage mich, wo die Dankbarkeit für das bleibt, was man hat. Was man im Vergleich zu so manch anderen Ländern vor allem in Deutschland hat und ob es nicht spätestens jetzt mal an der Zeit wäre, sich nicht gegenseitig weg, sondern zusammen zu organisieren. Die Frage muss erlaubt sein, ob man in der öffentlichen Berichterstattung nicht doch differenzieren und mehr Verständnis für eine vierköpfige Familie mit kleinen Kindern, zwei – schon aus finanziellen Gründen- berufstätigen Eltern, die in einer 60m² – Wohnung leben aufbringen sollte als für jene, für die das allgemeine Wehklagen eher schick und salonfähig scheint als der Versuch, sich daran zu orientieren, welche Wege in der Familie gemeinsam möglich sind und wie man gemeinsam an dieser Aufgabe wächst.
Und dann ist da noch die offenbar gut situierte Rentnerin mit Goldmedaillon um den Hals, die den Vorsitzenden eines Reisekonzerns nach dem Stattfinden ihrer Sommer-Kreuzfahrt und auch schon ihrer bereits jetzt gebuchten Herbst-Kreuzfahrt fragen und ihn so in Erklärungsnöte bringen darf. – Als ob es mit den Zutrittsbegrenzungen für Angehörige in Pflegeheimen, den vielen Toten, den gestrandeten Urlaubern, den Firmeninsolvenzen und den Kontaktbeschränkungen für Alleinlebende nicht weitaus drängendere Probleme gäbe.
All das habe ich aufgenommen, mit Interesse und zum Teil mit Kopfschütteln verfolgt, und ein probates Mittel ist für einen Komödienautor natürlich, das Ganze mit Humor so zu überzeichnen, dass der Irrsinn für jeden sichtbar und aberwitzig wird. Herausgekommen ist die satirische Momentaufnahme in Form einer Komödie mit dem Titel „Homeoffice – Du machst Dir kein Bild!“.
Hier erleben wir einen Park, in dem täglich Hunderte vorbei marschieren, an zwei Bänken mehr oder weniger Rast suchen und sich mit ihren Problemen und Lösungen ergießen. Pandemiesicher ist diese Komödie deshalb, weil jeweils zurzeit nur zwei Figuren gleichzeitig in Erscheinung treten.
Apropos zwei Figuren: Gefreut habe ich mich natürlich über das, wie ich finde, hoffnungsvolle Signal, dass das Oststadttheater Mannheim meine Komödie „Mondlicht und Feinripp“ auf der Seebühne Mannheim inszenieren möchte. Am 5. September geht`s los, und ich bin sehr dankbar dafür!
Das macht Hoffnung, denn meine Eingangs erwähnte Zeit bis August ist ja dann auch vorbei, und so sehe ich diesen Termin als ein Zeichen berechtigter Hoffnung: Es geht weiter!