Vom Kneifen gegen die Spritze…
Nachdem es mit „Stress im Champus-Express“ und „Der Teufel liest auch Kleinanzeigen“ zwei weitere Komödien unter die Bestseller im Plausus-Verlag geschafft haben, ließen die Übersetzungen nicht lange auf sich warten. In der plattdeutschen Fassung heißt „Stress im Champus-Express“ nun „Tog-Rövereen“ und „Der Teufel liest auch Kleinanzeigen“ heißt dann De Düvel föhrt de Hand“. Als jemand, der im hohen Norden aufgewachsen ist und die plattdeutsche Mundart durchaus versteht, habe ich die Hemmschwelle nie überwunden, es mit der plattdeutschen Mundart selbst einmal auszuprobieren. Das könnte allerdings auch an meiner Befürchtung liegen, zu Hause auch in dieser Disziplin stereotyp vor Augen geführt zu bekommen, dass mir auch das nicht liegt. Natürlich nicht. – Wie angeblich schon das Fußballspielen, Mathematik, das Musizieren nach Noten und was weiß ich was noch alles. Ein Wunder eigentlich, dass ich damals überhaupt allein den Weg aus der Haustür gefunden habe.
Ich denke, ich werde es selbst tatsächlich einmal tun. Ich spreche irgendwann mal plattdeutsch. Denn aller Prognosen aus Kindertagen zum Trotz spiele ich schließlich noch heute Vereinsfußball, in Mathe war ich am Ende immerhin „Befriedigend“, und auch das Musizieren funktioniert, wenn auch nur zur Weihnachtszeit. Was lernen wir daraus? – Wenn jemand meint, dir ausgerechnet eine Zitrone geben zu müssen, dann gräm dich nicht. Frag nach Tequila! So ist das Leben: Mal Zitrone, mal Tequila. Oder wie Frank Sinatra sagen würde: „That`s Life!“ Vermutlich gerade weil es mir an dieser Leichtigkeit immer fehlte, finde ich diese Musik, diese Zeit und das dazu passende Timbre in der Stimme heute so faszinierend. Bezeichnend, dass es sich beim Frank Sinatra – Musical um ein Geschenk zu meinem fünfzigsten Geburtstag handelt, ab jetzt sollte man sich vielleicht langsam wirklich mal etwas Leichtigkeit zugestehen. – Oder sollte man sagen „gönnen“?
Es hat sich gelohnt. Die Geschichte, das Orchester, die teils gesungenen, teils gespielten Episoden waren perfekt inszeniert, aufeinander abgestimmt, und auch die Stimme des Hauptdarstellers klang bei geschlossenen Augen tatsächlich wie Frank Sinatra.
Wie das Leben letztlich in bestimmten Bereichen tickt, liegt ja vielleicht auch manchmal wirklich im Auge des Betrachters. Mit der Komödie „Stress im Champus-Express“ habe ich mir deshalb einfach mal das flächendeckend leidige Thema mit „der“ Bahn herausgesucht, die – und das muss ich zugeben – der Zeit weit hinterherhinkt. Klar. Aber mit Hilfe dieser Komödie habe ich die Frage aufgeworfen, ob es nicht sogar noch schlimmer kommen könnte und ob man nach diesem Stück vielleicht „seine“ Bahn wieder viel mehr zu schätzen weiß. Wer hat sich nicht schon einmal beim Zahnarzt dabei ertappt, wie er sich selbst gekniffen hat, um den Schmerz bei der Spritze auszutricksen? Das ist kurzfristig vielleicht ein probates Mittel. Aber auf Dauer? Auf die Komödie bezogen geht es aber darum, dem Publikum ein Szenario zu zeigen, bei dem man froh ist, dass einem so etwas dann letztlich doch noch nie passiert ist. Auf den zweiten Blick dagegen stellt man fest: So weit hergeholt ist das Ganze dann aber wiederum auch nicht, aber es schmerzt zum Glück noch etwas mehr als die Realität. Nehmen wir den Radfahrer, der in einem Wagon sein Fahrrad auseinanderbauen muss, damit es als Handgepäck gilt. Oder den Wochenendausflügler, der zwei Senioren über Achtzig mit Fahrrädern und was weiß ich noch alles dabei haben muss, wenn er einen Sparpreis will. Und bei diesem Bord-Bistro-Personal macht das Lachen auch gleich viel mehr Spaß, wenn man sich im Theater entspannt zurücklehnen kann. Wir lernen auch, was das eigentlich ist, so eine „Störung im Betriebsablauf“. Denn das wissen die wenigsten. Günstige Getränke gibt es nur bei „Hapi Hur“ und am Ende freut sich das gestresste Bahnpersonal auf den verdienten Urlaub in „El Urinal“. Also immer dran denken, was man hat. Es könnte schlimmer sein. – „That`s life!“