Sein letzter Vorhang und: Der Dreck im Fernseher!
Sein letzter Vorhang und vor allem: Das Besondere daran!
Wie wäre es mit mal wieder mit so einem richtig abgefahrenen, aber doch lustigen Krimi? Also nicht so einem, bei dem sich das Publikum fragt, was der Anfang zu bedeuten hat, wenn Herr K. aus seiner Scheune bei der Polizei anruft und sowas sagt wie „Meine Frau ist in den Maishäxler gefallen, hier sieht das überall aus wie Sau, alles voller Blut, ich war das aber nicht!“ Nein, so eine Szenerie meine ich nicht. Krimi. Ja. Schon. E darf ja auch ein Augenzwinkern erlaubt sein. Das Lachen. Das muss sein, denn sonst wäre es ja keine Komödie.
Aber was ist das Besondere an dieser Komödie?
Dazu kurz zur Handlung: Theo wurde, das ist gleich zu Beginn offensichtlich, auf bestialische Weise ermordet. Und hierüber gibt es auch keinen Raum für irgendwelche Interpretationen, denn schon allein das Blut überall an den Wänden spricht eine deutliche Sprache. Und so wird fleißig ermittelt, wer Theo so übel mitgespielt hat, und da kommen einige in Frage: War es Schiller, die Laberbacke aus der Nachbarschaft? War es seine verbitterte Ex-Frau Marla, die sich an diesem Morgen eigentlich mit ihm treffen wollte, um den Verkauf der gemeinsamen Wohnung zu besprechen? Oder war es seine neue „Lebefrau“, die Lebensgefährtin Sharonda? Auch Mafalda, die von ihren peruanischen Alpakas begleitete Scharmanin gerät in Verdacht. Nur die Leichenbestatter haben sicher nichts mit dem Mord zu tun. Oder doch? Wer schon den Polizeifunk abhört, um als Erste bei den „Kunden“ vorzusprechen…? Und so darf ab jetzt munter drauf los ermittelt werden. Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Aber zurück zur Ausgangsfrage: Was ist denn nun das Besondere an dieser Komödie? Nun, in dieser Kriminalkomödie spielt die Leiche, also Theo, mit! Allerdings kann nur das Publikum ihn sehen! Das bedeutet, dass er von der Polizei, den Verdächtigen und auch den sonst handelnden Protagonisten auf der Bühne völlig ignoriert wird, während das Publikum sich zunehmend in der Rolle gefällt, die das Treiben des Theo, der sich ebenfalls erst in seiner neuen Rolle als „Toter“ einfinden muss, verstehen können. Und da geht es auch schon los, denn egal, ob er wütend ist, ob er jemandem gerade den Hals zudreht, ihm kräftig vor das Schienbein tritt oder sonst wie versucht, jemanden an seinem Tun zu hindern: Es interessiert niemanden. Warum? Nun. Er ist ja schließlich tot. Und das eröffnet natürlich so allerhand Möglichkeiten. Da darf man auch mal das ein oder andere kommentieren, da darf man auch mal fluchen, seine Sicht der Dinge schildern, und und und. Gerade weil es niemanden interessiert und vieles nicht zu den Akteuren durchdringt, gerade weil markige Kommentare auch mal einfach so im Raum stehen bleiben dürfen, wird es ja so lustig.
Aber auch das scheinbare und oft so strapazierte Spuken wird mit dieser Komödie herzhaft auf`s Korn genommen. Sicher war die Verlockung groß, den Toten mal so richtig nach Herzenslust herumspuken zu lassen. Aber so ein Toter zwischen den Welten kann ja auch ein probates Mittel sein, das ein oder andere, was uns parapsychisch phänomenal erscheint, einfach so darzustellen wie es ist: Eine sich scheinbar von Geisterhand öffnende Schranktür kann bedeuten, dass der Tote Kontakt aus dem Jenseits mit uns aufnimmt. Es kann aber auch einfach eine Schranktür sein, die beim Aufbau nicht mit den Justierschrauben eingestellt wurde und sich deshalb ständig öffnet. Ein flackerndes Licht in der Stehlampe kann bedeuten, dass der Geist des Ermordeten noch eine Anekdote zu erzählen hat, es kann sich aber auch einfach nur um einen Wackelkontakt und fehlende Kompetenz im Baumarkt handeln. Und je mehr Theo versucht, den ignoranten Trauernden diese schlicht irdischen Zusammenhänge plausibel zu machen, desto mehr scheint es, als seien diese mehr und mehr von rätselhaften Phänomenen besessen. Aber um es mit Theo`s Worten zu sagen: „Dann glaubt doch was ihr wollt. Da muss man ja auch blöd werden, bei dem ganzen Dreck, der heute im Fernsehen läuft… . “ Auch deshalb schon jetzt: Viel Vergnügen im Theater!
Euer Bernd Spehling