Sylvester, die Tücken der Schokoladenreste und die nächste Komödie…
So, das wär geschafft. Die Feiertage verlaufen bei uns immer friedlich. Aber es wäre geschwindelt, wenn ich nun behaupten würde, dass einen diese Tage nicht schon auch fordern. Also lässt man sich nach Weihnachten fallen, aber nur kurz. Denn verschiedenster Besuch war nach Weihnachten im Anmarsch und es nahte Sylvester!
Sylvester? Ihr erinnert euch? Das ist das Fest, von dem Harald Juhnke behauptet hat, er finde Sylvester blöd, weil da auch die Amateure saufen. Ich verrate jetzt nicht, woher der Impuls kam, aber ein Single-Dasein inmitten einer familiären Einmischung in diesen Lebensentwurf schien mir als Aufhänger für eine neue Komödie geeignet. Also wird ein Bühnenbild konzipiert, während alles schläft, und es werden die Figuren ausgeheckt. Aber nie ohne Unterbrechungen. Unterbrechungen, die aber für einen gewissen Abstand und damit auch für die Zündung einer nächsten Idee durchaus helfen können. Und das Beschaffen von Sylvesterfeuerwerk zum Beispiel war so eine Unterbrechung. Das musste ja schließlich zwischendurch auch noch her.
Ich hatte mir zwischenzeitlich überlegt, mich an die Schreibtische zu verziehen und schon mal loszulegen. Der Anfang ist immer das Schlimmste. – Und die Suche nach dem Titel des Stücks, das ist klar. Gut, ich hätte mir einen Trollinger mitnehmen können, aber Wein am Arbeitsplatz? Bin ja schließlich nicht Goethe.
Es ist schon verrückt, aber was ich überhaupt nicht mag ist die Tatsache, dass sich dann am 31.12. nachmittags plötzlich alle hinlegen und durch Schlaf ihren Akku aufladen während ich der einzige bin, der sich zwar dann auch in die Horizontale begibt, aber absolut nicht einschlafen kann. Furchtbar. Dabei würde man so gerne. Abends will man ja schließlich durchhalten. Wenigstens bis um 1 Uhr dann die gefüllten Berliner gereicht werden. Aber ich lieg dann da und frag mich: „Was mach ich hier?“ Furchtbar. Fuuuurchtbar! Und als nächstes fragt man sich dann, während man so da liegt, wann wohl dieser „Break-even-Point“ erreicht ist, dass man das mit dem Sylvester-Nachmittagsschläfchen lässt und aufsteht, um vielleicht doch noch ein bisschen zu arbeiten. Immerhin. Ruhig genug wäre es ja. Aber dann irgendwann passiert es doch noch. Paff, und weg bin ich. Es hat geklappt. Ich schlafe, wache auf und habe ein tierisches Verlangen nach Süßigkeiten, weil der Blutzuckerspiegel mal wieder ganz weit unten ist. Es war clever von mir, die Ansage zu machen, keine Süßigkeiten, insbesondere keine Schokolade mehr zu kaufen, die mich in Versuchung führt. Denn jetzt laufe ich zu unserem Fach mit den Leckereien und stelle fest: Es wurde sich dran gehalten! Keine Schoko-Weihnachtsmänner mehr, keine Pralinen, keine Trüffel mehr da, einfach nichts! Nichts? Nun ja, es liegt natürlich schon noch was drin, eben alles, was ich entweder nicht mag, oder was noch vom letzten Jahr Ostern oder der Zeit davor drin liegt. Nichts, was mir für den morgendlichen Weg zur Waage gefährlich werden könnte. Aber was ist mit dem Schokoheißhungerteufel, der auf meiner Schulter steht und abwechselnd von einem Bein auf`s andere hüpft? Eben hab ich ihm noch sowas wie „Verzieh Dich!“ zugerufen und erschrecke, als ich mich dabei ertappe, wie ich alte Oster-Schokoeier, Reste von Zartbitterschokolade und Pralinen mit Orangenfüllung vertilge. Und obwohl ich finde, dass Orangenfüllung absolut nichts in Pralinen zu suchen hat, schien sich diese quasi fast wie von allein in meine Backen hinein zur Zartbitterschokolade und zu den Osterschokohasen zu gesellen. Erklären kann ich das wirklich nicht. Aber was ich gestern noch vehement ablehnte füllt nun meine Backen. Es ist ein Moment, in dem ich mich fürchte, weil ich glaube, ich bin jetzt und hier von einem Tier kaum noch zu unterscheiden. Gut, dass der Sylvester – Besuch und die Familie noch schlafen, sonst würde ich die wahrscheinlich auch noch essen. Zum Glück sind die nicht aus Schokolade. Sylvester gab`s dann leckeres Essen, guten Wein, nachts Sekt und Knallerei und um 1 Uhr endlich die Berliner. Klar, da rutsch schon wieder was Süßes. Nun hat das neue Jahr – und ich endlich mit dem neuen Stück – angefangen. Ich denke, es wird keine Schokolade drin vorkommen.