Gutes schreiben – Gutes tun…
Es ist eigenartig, aber manchmal ereignen sich Dinge, von denen ich glaube, sie wären gelenkt. Als ich mich gefragt habe, warum es eigentlich ausgerechnet das Schreiben von Theaterstücken ist, die offenbar viele Menschen Jahr für Jahr unterhalten sollen, hatte ich für mich die zunächst profane Erklärung gefunden, das sei mir irgendwie in die Wiege gelegt. Es trägt zum Lebensunterhalt bei, und das ist doch schön. Fertig. Thema durch. Also schrieb und schrieb ich und freute mich über die mehr und mehr zunehmende Akzeptanz. Wohingegen man auch sagen könnte, es ist leichte Unterhaltung und noch dazu überwiegend „nur“ für das Amateurtheater produziert und diese Haltung, das merke ich, wird ja auch gemeinhin von vielen so vertreten.
Die Jahre vergingen, man wird älter und kommt dann im Leben an einen Punkt, in dem man sich die Frage noch einmal stellt: Warum Theaterstücke?
Ich denke heute, dass das Überbringen von Freude, von Abendunterhaltung als Ausgleich zu Sorgen und Stress durchaus sinngebend ist, und so nahm ich die Fahndung nach mehr sinngebendem auf, das ich mit dieser, ich nenne es mal Kunst, schaffen kann. Beim „googeln“ gelangte ich irgendwann auf die Seite des Kinderhospitzes Löwenherz in Syke, und wer sich hier einliest, der wird es nicht schaffen, ohne Tränen auch nur die Hälfte der Schicksale, aber auch der rührenden Hilfe und der Hoffnung in sich aufzunehmen, die den Betroffenen durch diese Einrichtung geschenkt wird.
Alles in allem kam ich zu dem Schluss, das Leid eines Kindes ertragen zu müssen, ist das Schlimmste, das ich mir vorstellen könnte. Ich beschloss zu spenden, ab diesem Jahr aktives Mitglied zu werden und regelmäßig das rd. zehnfache des Jahresbeitrages zu zahlen. Warum? Ich bin dankbar, und ich habe allen Grund dazu.
Aktives Mitglied wurde ich deshalb, weil ich mich frage, was die „Schreiberei“ vielleicht noch mit mir vorhat. Gibt es vielleicht etwas, das ich dort bewirken kann? Etwas, das anderen hilft?
Ich machte mich nach einer Einladung auf zur Jahreshauptversammlung nach Syke und saß nun da unter engagierten Eltern, die selbst betroffen waren und sich zum Wohl anderer einsetzten, und was mich tief beeindruckt hat, war die nüchterne Sachlichkeit, mit der sie diese schwierigen Themen angehen.
Fast schon beschämend klingt dagegen die Unzufriedenheit über den Stau, die Steuernachzahlung, das langsame Internet, die angeblich so knappe Zeit und vieles mehr.
Und wenn ich, wie oben eingangs beschrieben, sage, Dinge wären gelenkt, dann passt dazu eine vorherige Bitte unseres Pastoren, der mich bat, mit einem Gedicht zum Literaturgottesdienst beizutragen.
Es war mir unter diesem Eindruck, aber auch unter dem Eindruck der Nachrichten, den Printmedien und vielem mehr wichtig, uns bewusst zu machen, was wir haben. Und nicht, was wir nicht haben. Wir haben viel, aber wir müssen auch hinsehen.
Also schrieb ich:
Ich möchte ehrlich zu euch sein
und nicht so tun, auch nicht zum Schein,
als sei das Leben mir stets leicht gefallen,
doch so geht es, denk ich, allen.
Manchmal schien es mehr und mehr,
als macht` der Alltag mir das Leben schwer.
Dabei, wenn ich so etwas hier so sage,
stellt sich doch so manche Frage.
Ist mein Ziel eigentlich noch richtig,
was ich mal für wichtig hielt, auch wirklich wichtig?
Hab ich vom Mensch sein mich entfernt?
Oder hab ich doch dazu gelernt?
Soll ich mich ernsthaft noch beklagen,
anstatt in Dankbarkeit zu sagen:
Danke, lieber Gott für unseren Frieden,
denn hier bei uns und unseren Lieben
sind wir ruhig, denn keine Bomben
treiben uns in Katakomben.
Ringsumher, ob Dorf ob Stadt,
werden unsere Kinder satt.
Wir müssen uns nicht ernsthaft fragen,
wohin wir unsere Kranken tragen,
unsere Lieben nicht in Trümmern suchen,
aus Verzweiflung den Krieg verfluchen.
Wenn also wir durch`s Leben gehen,
müssen wir das Glück, ja Gott, auch sehen!
Unsere Lieben die uns küssen,
wenn wir weg sind uns vermissen,
wenn dann nach Haus wir wieder gehen
es heißt „Du bist wieder da. – Wie schön!“
Auch wenn nicht immer ich stets so gewesen bin,
seh` ich jetzt sehr viel genauer hin.
Also hab ich doch gelernt
und mich vom Mensch sein nicht entfernt.