Ein Stück mit Herz…

Nach der beachtlichen Resonanz des Stücks „Der Spieleabend“ ist klar: Es ist wieder Zeit für mehr Tiefgang. Zeit für eine Komödie, die mehr zu liefern im Stande ist, als nur das amüsierte Lachen aus vollem Halse über eine ganz bewusst von der Realität möglichst weit entfernte Boulevardkomödie. Obwohl: Auch das ist wichtig, keine Frage! – Aber nach einer Zeit von Corona, Hochwasser, Flucht und vielem mehr machen wir aktuell so unterschiedliche Erfahrungen, dass wir uns das Schlimme, aber auch das hoffnungsvoll stimmende erst bewusst machen, wenn wieder so etwas ähnliches wie Ruhe eingekehrt ist. Wir sind eben doch mehr als eine nur konsumorientierte, egozentrische und nach immer mehr strebende Spezies. Wir sind auch mitfühlend, wir sind auch helfend, wir sind auch – und das hat besonders die Hochwasserkrise gezeigt –unsere Mitmenschen aufnehmend und unterstützend. Das macht Hoffnung. Ich bin davon überzeugt, dass die Mitmenschlichkeit in der Gesellschaft überwiegt. Das Gefühl habe ich deshalb, weil einem sonst ja die „Anderen“, die empathielosen, die stumpfen, die desinteressierten, eben die egozentrischen Protagonisten des Alltags gar nicht auffallen würden. Das wäre schade, denn sie liefern doch so viel Unterhaltungswert.

Vor Wochen hat mich eine Herzattacke buchstäblich in die Knie gezwungen, dass ich dachte, ich verlasse diese Welt ohne mich von meinen Liebsten wenigstens verabschieden zu können. Auf dem Fußballplatz. Ausgerechnet. Um es abzukürzen: Eine große Herzoperation mit einer sich daran anschließenden Rehabilitation wird nun fällig mitsamt aller Untersuchungen, Medikamenten, und , und, und… .  Helmut Schmidt, hat nach seiner Kanzlerschaft zurecht festgestellt: „In der Krise zeigt sich der Charakter“. Und die große Mehrheit, allen voran natürlich meine Familie, nimmt Anteil und verhält sich so lieb, dass einen das förmlich trägt, und man weiß, man ist nicht allein. Was es aber auch gibt, und das ist diesmal die komödienrelevante Zielgruppe, das sind die „Anderen“. Das sind die, die wissen wollen, was ich denn jetzt habe. Und wenn sie dich nicht schon während deiner Antwort unterbrechen erzählen sie dir, dass das „…alles heute schon Routine…“ ist. Und du möchtest denen dann am liebsten nur noch sagen „Klar, du Vogel, das ist ja auch nicht Dein Brustkorb, den sie da aufsägen.“ Dann gibt es da noch die, die darauf gar nicht antworten, so als wollten sie dir eigentlich nur dringend sagen „Wir machen bald`ne Kreuzfahrt.“ Dann wären da noch die, die „es“ zwar wissen, aber bei ihnen reicht die Aufmerksamkeitsspanne nur für maximal 15 Sekunden. Heraus kommt dann beim nächsten Mal so eine Frage wie „Und? Haste schon deinen Herzschrittmacher? War doch`n Herzschrittmacher oder? Ach nee. Oder`n Bypass, oder sowas.“ Solche Leute möchtest du dann als nächstes nur noch fragen, ob sie selbst eigentlich wissen, wo sie hier sind und ob sie denn wenigstens noch wissen, wo sie wohnen. Macht ja nichts. Ist weder das eine noch das andere, aber diese Leute waren dann immerhin bemüht, Interesse zu heucheln. Für irgendwas, das sie mal gehört haben.

Und vergessen wir nicht die, von denen du weißt, dass sie „es“ schon wissen, aber denen es ziemlich egal ist. Sitzen zwar bei der Feier in üblichem Rahmen mit dir im Garten, aber du weißt spätestens jetzt: Es ist ihnen wumpe. – Ich find das gut. Warum? Nun, es verschafft erstens meiner Einschätzung Gewissheit, und es liefert zugleich zweitens einen weiteren Impuls für die folgende Komödie. Menschen ohne die Fähigkeit, Empathie zu empfinden sind eigentlich zu bedauern, denn es entgeht ihnen auch viel Freude. Aber: Sie liefern zugleich Unterhaltungswert, denn für die große Mehrheit der Menschen sind sie lustig. Klar ist nur: Du darfst nicht zu genau an den tatsächlichen Erlebnissen und Personen haften, also verwendest du Platzhalter. Sagen wir Freunde. Und so war auch schnell der Titel geboren: „Die Herzensfreu(n)de“. Ist wieder also wieder Zeit für mehr Tiefgang. Freut euch drauf!

 

 

 

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