Edgar Wallace als Krimikomödie für das Theater…
Zu unserem Edgar – Wallace – Programm, bestehend aus „Der schwarze Abt“ und „Das indische Tuch“ in hochdeutscher, plattdeutscher und schweizerdeutscher Fassung war eine ausreichende Einstimmung und Recherche nur folgerichtig, oder besser: Wir haben alle Eindrücke aus den Edgar – Wallace – Filmen auf diesen einen Tag verdichtet. – Und zwar auf Schloss Marienburg in Pattensen bei Hannover.
Der Tag war anfangs sonnig, klar. Bis sich so nach und nach mit der Dämmerung eine bedrückende Stille über das Schloss zu legen schien und es wirkte, als sei auch das Teil der bevorstehenden Schlossführung, die von einer schauderhaften Krimi-Darbietung begleitet werden sollte, denn seltsame, ja gruselige Dinge ereigneten sich hier nach und nach, während ein Butler Morton und ein freches Hausmädchen Else aus Berlin uns durch den Abend führte. Wir sammelten uns zusammen auf dem Kiesbett des Schloss – Innenhofs, als wir plötzlich einen unüberhörbaren Schrei hörten. Kurz darauf schien hinter einem der Fenster etwas hinunter zu stürzen. War es eine Leiche? Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein „denglisch“ sprechender, buckeliger Butler begrüßte uns zu einer ganz besonderen Schlossführung, die von seltsamen Geschehnissen handelte, die sich hier zugetragen haben. Kein Zweifel. Die Herrschaften die hier lebten, waren bekennende Edgar – Wallace – Fans, bevor es sie nach und nach auf mysteriöse, mörderische Weise dahinraffte.
Nachdem wir uns als Reisegruppe schließlich um Butler Morton versammelt hatten und die nächste Leiche identifiziert war, die wir eher im Vorbeigehen in einer Badewanne entdeckten, bedurfte es schließlich polizeilicher Ermittlungen. Aber wo war die Polizei? Butler Morton zeigte auf mich und begrüßte mich mit „Inspektor Brixton! Da sind Sie ja! Ich habe hier Ihre Mantel und Ihren Hut, den müssen sie kürzlich liegen gelassen haben.“ – Und schon fand ich mich in der Rolle des Inspektor Brixton wieder, der die Ermittlungen federführend aufzunehmen hatte. Und noch bevor sich die nächsten Darsteller wegducken oder verpieseln konnten, wurden auch sie mit Requisiten ausgestattet. Sogar ein Major (der zufällig mit einem Gehstock unter uns war) war zugegen. Schließlich bekam ich auch noch einen Berufskollegen zur Seite gestellt. – Eine Dienstmütze aufgesetzt und fertig war der Sergent. Dieser fiel allerdings in den Augen des Butlers damit auf, oft nicht bei der Sache zu sein oder zur Arbeit erst animiert werden zu müssen. Der an mich gerichteten Frage, was denn nur mit der Polizei los sein, begegnete ich mit einem alles sagenden Wort als Antwort: „Fachkräftemangel.“ Selbst überrascht über so viel Schlagfertigkeit folgte ich schließlich der Karawane von Gästen, angeführt von Butler Morton, die die Führung lachend fortsetzende. Nach diversen Hinweisen auf diversen Leichen oder Kleidungsstücken, die wir noch finden sollten, wurde uns schließlich ein Film zur Schlossfamilie gezeigt. Gelegenheit für Butler Morton, seine Kostümierung zu wechseln und in die Rolle des frechen Hausmädchens Else aus Berlin („Balin. Weste?“) zu schlüpfen. Dieses wiederum glänzte mit einem breiten Gesangsreportoir und verstand es so, der Schlossführung noch mehr Abwechslung einzuhauchen. Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass sie für ihre spontanen Gesangseinlagen auch zwei Herren (meinen Polizei-Kollegen und mich) benötigte, um selbige mit Bässen zu begleiten (Dumm – dudumm – Dumm – dudumm…). Ist klar. Ausgerechnet ich als singender Inspektor. Warum auch nicht? Das schloss lag zum Glück weit genug draußen.
Irgendwann löste sie spielerisch die Frage, wer denn der Mörder all dieser armen Kreaturen war, die da so alles andere als sang- und klanglos nach und nach über die Wupper gingen. Es war… . Eine Mörderin! Sie selbst nämlich. Else. Angezogen von der Gier des Schloss – Goldes, hatte sie es längst in einem ihrer Koffer verstaut und wollte sich damit auf und davon machen. Dazu, beschloss sie, brauchte sie eine Geisel. – Mich! Richtig. Keinen geringeren als den Inspektor Brixton. So ergriff sie mich (also auch körperlich) und zog mich nach hinten hinaus durch einen Gang und verschwand mit mir ab, als befänden wir uns in einem Theaterstück. Unsere Gruppe blieb zurück, stand da und alles guckten aus der Wäsche wie die Legohühner, bevor sie dann nach einiger Zeit dann doch die Verfolgung aufnahmen. Zum Glück hatte ich Else schließlich überwältigt, als sie bei uns eintrafen. Ich kettete sie mit meinen Handschellen, von denen ich bis dahin gar nicht wusste, dass ich sie dabei hatte, an einem Tor fest und beruhigte die wenig aufgebrachte, aber amüsierte Meute. Ich richtete meine Dienstwaffe auf Else, sicherte das Schlossgold und ließ mich feiern. – Klar. Ich war ja…? Richtig! Auf den Spuren von Edgar Wallace unterwegs.