Komödie als Hommage an das Traumschiff
Wir sind bestürzt! Da ahnt man nicht Böses, fast schon stereotyp wird die morgendliche Prozedur mit dem Frühstück, dem Kaffee und dem Feulliton der Morgenzeitung eröffnet und dann das: Sascha Hehn verlässt das Traumschiff!
Peng! Was ist denn da passiert? Der ist doch erst seit 2013 Kapitän? Hat er sich mit der Wussow gezofft, oder was? Ein blöder Spruch über ihre Anti-Aging-Creme vielleicht? Oder ging ihm etwa Harald Schmidt auf den Keks, der bei der Klofrau in der ZDF-Kantine jedes Mal damit angibt, dass er seit seiner Zeit bei SAT 1 einfach kein Kleingeld mehr hat?
Sowohl unsere Kreuzfahrtkomödie „Einmal Bali und zurück“ als auch die Traumschiff-Parodie „M.S. Aphrodite – Fernsehstars am Limit“ geht auf eben ein solches Szenario zurück. Bei „Einmal Bali und zurück“ entschwindet der Kapitän und bei „M.S. Aphrodite…“ geben sich die Stars ein wechselseitiges Stelldichein voller Animositäten, Star-Allüren und Unterstellungen. Aber Leute, das sollte doch nur Spaß sein!
Oder haben unsere Komödien also Recht mit der Ausgangsvermutung, dass hinter dieser glamourösen, schicken, niemals alternden und am Ende doch wenig überraschend harmonisch endenden Fernsehunterhaltung die Stimmung kippt, sobald die Kameras aus sind?
In der Presse ist von unterschiedlichen Vorstellungen zur Weiterentwicklung des Produkts die Rede. Und mehr dürfe Herr Hehn nichts sagen, schon allein weil es ihm vertragsrechtlich untersagt sei. Toll. Das bedeutet dann also, an dieser Stelle endet der offizielle Informationsfluss. Schön. Muss ja auch nicht. Obwohl … . Ich finde, die Öffentlichkeit hat doch eigentlich ein Recht zu erfahren, was da los ist? Und wenn man uns nicht informiert, dann machen wir uns eben selbst unsere „Wahrheiten“. Und solange man uns nicht klipp und klar alle Fakten auf den Tisch legt, solange gehen wir in unserer Komödien-Darstellung von Schauspielern aus, die zuerst die Buchstaben „K“ aus ihrer Buchstabensuppe sortieren müssen, deshalb zu spät zum Filmset erscheinen und den gesamten Drehplan durcheinander bringen.
Sicher, das ist Fiktion. Aber das Traumschiff? Das ist doch eigentlich als Friede, Freude und Eierkuchen am Sonntag gesetzt! Und da soll es nun Streit geben, der einen gestandenen Hauptdarsteller zum Verlassen dieser schwimmenden Insel der Glückseligkeit bewegt? Für jemanden kaum zu glauben, der den ZDF-Traumschiff-Sonntag um 20.15 Uhr zelebriert. Mit Knabberzeug, einem Glas Wein und der Einbildung, es rieche schon beim ersten Betreten der Passagiere plötzlich im ganzen Raum süßlich nach Seife? Die Frisur sitzt auch bei Windstärke 10, die Kabinen sind im Fernsehen überhaupt nicht so klein, und das Schiffspersonal hat alle Zeit der Welt, sich die Beziehungsgrütze der freizeitstressverwöhnten Bagage auf dem Schiff anzuhören, anstatt dem unterbezahlten Reinigungspersonal endlich Beine zu machen, damit die Kabinen fertig werden. Und dann diese schönen Laaaaandausflüge! Bali und was weiß ich noch alles. Ich hab noch nie erlebt, dass auf der M.S. Astor zwei Senioren überlegen, ob sie den Landausflug buchen oder was auf eigene Faust mit dem Taxi auf die Beine stellen. – Schon allein weil der Kegelbruder vom Kegelclub „Einer steht immer“ in Wanne – Eickel erzählt hat, dass man das Gezappel der Einheimischen niemals als tanzen bezeichnen kann und man für umgerechnet zwei Euro sechs Bier mit Blick auf`s mehr bekommt. „Einfach mit Taxi, brauchste nix buchen für. “ – Sowas kam in meinen Traumschiff-Folgen nie vor. Nein, auf dem Traumschiff wurde nach zünftigem Streit an Bord ein getrennter Landgang gemacht, man hat sich Tänze angesehen, ordentlich geschwitzt, den anderen plötzlich vermisst, weil der Krach so überflüssig war, sich vertragen, und am Ende gab`s immer Torte mit Musik und Wunderkerzen. – Fertig. Es war eben nicht alles schlecht damals. Aber wie sich jetzt herausstellt, war selbst die Fassade von der Fassade eben nicht immer alles Gold was glänzt.
Das ist nicht ohne! Das Traumschiff ist Schuld daran, dass unsere zwei Theaterstücke über die Bühnen gehen und ich mich letztlich im letzten Jahr zu einer Kreuzfahrt durchgerungen habe. Jetzt ist er weg, der Sascha, und ich glaub, ich würd den Job machen. Ich wär soweit. Also die Vorbereitung dazu hätte ich.