Wir zeigen euch, was ihr aneinander habt!
Als Dorfkinder der (späten) 60er Jahre schien es uns, als wäre eine Scheidung so etwas wie ein Tatbestand im Strafgesetzbuch. Die Nachbarin im ärmellosen Kittel hatte eigentlich überhaupt keine Zeit, aber mal so ein Schnäpschen? „Haste schon gehört? Nicht? Nee, pass auf, erzähl auch mal noch nicht weiter, kommt auch nicht von mir, ich hab`s nur gehört.“ Dabei drehte man sich kurz verschwörerisch um, auch wenn da niemand stehen konnte. Auch das gehörte dazu.
Heute sieht das anders aus: Scheidungen gelten als längst akzeptierter Widerruf. Jede und jeder ist wirtschaftlich unabhängig, und die Kinder sind eh stark. Ganz die Eltern. Wie man sieht. In den gängigen Fernsehkomödien sind getrennt lebende Paare schick, das Haar glänzt, das Kostümchen sitzt, und spätestens nach zwei Jahren fährt man ohnehin patchworkmäßig mit den jeweils neuen Partnern in den Skiurlaub nach Kitzbühel.
Aber was ist, wenn es mal anders läuft? Man(n) ist eigentlich schon gefühlt eine Ewigkeit zusammen, richtet sich auf die Silberhochzeit ein, plant den sich abzeichnenden „Lebensabend“ (wie genau sieht sowas eigentlich aus?), und dann komm alles ganz anders:
Der Mann (Wotan) wird mit fast 70 Jahren vor die Tür gesetzt, und dem Sohn Maurice kommt die ehrenvolle Aufgabe zu, seinem alten Herren eine neue Bleibe zu suchen. Und diese soll ausgerechnet eine weibliche Hausgemeinschaft werden, die aus einer Mixtur aus lasziver Unbekümmertheit, eigenwilliger Hippie-Vergangenheit und kreativem Forscherdrang besteht. Und bei – wie hier – Hinzutreten einer neuen Zutat ist durchaus denkbar, dass es auch schon einmal zu einer gewissen „Reaktion“ kommen kann. Denn die Drei Hausbewohnerinnen scheinen auf genau so einen Wotan gewartet zu haben.
Dies gibt im Wesentlichen die Handlung unserer Komödie „Resturlaub im Ladyhort“ wieder. Sie wurde unter dem Titel „Dree niege Froons för Wotan“ auch in plattdeutscher Mundart verlegt und feiert unter anderem in Schwarme bei Verden Premiere.
Hier ist nichts im Schick einer SAT 1 – Kömödie zu sehen. Die Protagonisten sind das ein oder andere Jahr älter, und einem Beruf wird auch nicht mehr nachgegangen. Das Entscheidende aber ist: Als die Frau merkt, was andere an ihm finden meldet sich ihr weiblicher Jagdinstinkt zurück, und damit auch die Frage: Wie bekomme ich ihn zurück, ohne selbst das Gesicht dabei zu verlieren? Was soll man davon halten? Muss man was davon halten? Und kommt es darauf überhaupt an?
Entgegen aller oberflächlichen TV-kompatiblen Kleingeistigkeit reduziert es diese Komödie auf die Erkenntnis, es möglichst nicht so weit kommen zu lassen, dass man etwas nicht mehr hat. – Nur um zu schätzen, was man einmal hatte. Wie gesagt: Eine Erkenntnis. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
Aber das war`s dann auch schon zum Hintergrund. Es geht natürlich um die Unterhaltung.
Obwohl. – Eins noch: Die Trennung ist nicht akzeptiert. Kein längst akzeptierter Widerruf. Sie ist die Erkenntnis, es nicht so wirklich versucht zu haben. Und dass es sich lohnt darüber nachzudenken, was man aneinander hat, und nicht, was man nicht aneinander hat. Gerade das macht es aus. Vier unter einem Dach lebende, völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, die am Anfang nicht miteinander, und am Ende nicht mehr ohneeinander können.
Und wo beginnt das Ganze? Mitten unter den Zuschauern. Denn, wie gesagt, Maurice sucht für seinen Vater eine neue Bleibe!
Ob das Ganze schlussendlich gut geht? Kommt es darauf an? Kaum. Es wird an sich gearbeitet, ohne einfach wegzuwerfen. Das zählt. Endlich mal wieder. Und ja: Es ist auch Klamauk. Es ist zum Lachen, frivol und mit einer versteckten Ernsthaftigkeit, bei der die Frage erlaubt sein darf, zu was man sich im Alter so alles zur Verfügung stellen darf oder muss, um sich die Rente auskömmlich zu machen.
Dann darf es demnächst auch irgendwann mal wieder eine TV-Komödie sein.