Eltern-Zartbitter

Wie war das noch? Du trägst dein Baby mit Dreimonatskoliken auf dem Arm, es schreit gefühlt ohne Unterbrechung, und dann hörst du deine Schwiegermutter: „Genieß die Zeit Kind, das geht so schnell vorbei“.
Die Babys werden größer, und du findest dich nach einer Kindergartenzeit inmitten hyperaktiver Mütter auf einem kleinen Stühlchen sitzend in der Grundschule wieder. Es ist der erste Elternabend nach der Einschulung, und eigentlich wolltet ihr nur die Elternvertreter wählen. Und nach einer kurzen Einführung der Klassenlehrerin entbrennt dann eine wilde Diskussion über Finanzierungsmöglichkeiten beim Masterstudiengang. Und dabei wolltet ihr zum Fußballspiel um 20.45 Uhr doch eigentlich zu Hause sein. Was dann folgt ist eine Zeit von joggenden, sprachreisebegeisterten, bastelnden und geocachenden Müttern. Und dann endlich kommt, was kommen musste, denn sonst wärt ihr garantiert durchgedreht: Das Ende der Schulzeit!
Eure liebe Tochter wohnt noch bei euch, und das ist schön. Sie ist nicht mehr klein. Deswegen ist es anders schön. Dann irgendwann öffnet sich die Kinderzimmertür, und sie tritt heraus. Und selbst das eigentlich auch nur, weil der WLAN-Router spinnt. Du siehst sie und denkst plötzlich „Boah, ist die groß geworden.“ Und schwupps, ist sie auch schon aus dem Haus.
Aber was bleibt, wenn die Tochter auszieht? Sicher, du findest vielleicht noch Erdnussflips in der Sofaritze. Einen Pizzarest unter dem Bett, auf dem inzwischen kleine Kulturen gewachsen sind. Ein Kopfhörer liegt vielleicht noch auf der Waschmaschine. Und sonst?
Ihr merkt als Paar: Es hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Es ist die Zeit nach dem Auszug des Kindes. Am Wochenende kommt sie wieder. Klar. Aber es ist anders. Es fehlt etwas. Und nun könnte man natürlich irgendwelche Artikel aus Elternzeitschriften oder Internetforen zum „Empty-Nest-Syndrom“ bemühen und sich beschreiben lassen, dass auch das was jetzt vor euch liegt, ein Prozess ist. Aber mal ganz ehrlich: Das habt ihr vorher auch schon gewusst. Außerdem stimmen euch solche Texte depressiv.
Verhindern können und möchten wir diesen Prozess ja auch gar nicht. Wir möchten ihn meistern! Wir möchten dankbar auf das zurückblicken was war und uns freuen auf das, was kommt. Wir sind – zumindest in der Woche – wieder zu zweit. Aber auch das ist schön. – Anders schön!
Und wenn wir mit offenen Augen und Ohren durch unser Leben flanieren, dann können wir dabei durchaus lachen, und zwar dann, wenn wir unseren Kollegen, unseren Sportkameraden, den Leuten beim Bäcker genau zuhören, die genau das gerade erleben. Ich erfreue mich an der Mutter, die nicht weiß, wo sie für ihre Tochter vegane Schüssler – Salze herbekommen soll, über den Vater der wegen der gesundheitsbewussten Tochter schnell den restlichen Honig in ein Bioglas hineinvergewaltigt, weil er einfach nicht mehr zum Einkaufen gekommen ist. Und natürlich darüber, dass alles auffliegt, und die Tochter sich von euch nun politisch verfolgt fühlt. Nicht nur ökobilanzmäßig eine Katastrophe!
Merkst du was? Man ertappt sich beim Schmunzeln. Warum wohl? In alldem wohnt auch Komik. Also lasst uns etwas übertreiben. Und aus dem Schmunzeln ein Lachen zaubern. Oder besser‘: Lachsalven für einen ganzen Abend!
Ist es nicht toll, was wir so alles für unsere Kinder veranstalten?
In unserer neuen Komödie „Eltern-Zartbitter“ bekommen die Eltern mit Rieke und Rufus Sögel nun ein Gesicht. Die beiden haben ab jetzt viel Zeit füreinander, denn Töchterchen Palina ist ausgezogen, und so haben die beiden ab jetzt viel Zeit füreinander. Aber wofür genau? Während Sandy, Rieke‘s alleinstehende Freundin, vor Ideen sprüht, hadert Rufus damit, dass er in diesen Ideen nicht vorkommt. Wäre da der Gedanke nicht reizvoll, wenn es eine Agentur gäbe, die Eltern in einer solchen Situation coacht? Und wie muss man sich so etwas vorstellen?
Genau darum geht es in dieser Komödie. Als eine eben solche Agentur – die Agentur Eltern-Zartbitter – anrückt, wird schnell klar: Die Eheleute Sögel sind längst zu einer lustigen Elternbaustelle geworden… .

Kategorie: Allgemein